Das Repertoire reicht von seriös bis unterhaltsam, von Originalkomposition bis Arrangements speziell für die FAGÖTTINNEN. Aus einem mittlerweile sehr grossen Notenfundus werden für (fast) jeden Anlass passgenaue Programme gezaubert.

Als Beispiel für die stilistische Bandbreite ist hier das Programm "Der rot-grüne Faden",
aufgeführt in der Neuköllner Oper, Berlin wiedergegeben:

Joseph Bodin de Boismortier Concerto g-moll Allegro - Largo - Allegro
Vincent Schmelter Lobgesang
Georg Philipp Telemann Kanonsonate f-moll
Felix Mendelssohn-Bartholdy Lied ohne Worte
Felix Treiber Vier Bagatellen (2000)
Alfred Bürkner Drei Versuche zur tieferen Beweglichkeit
Winfried Radeke Berliner Luft
Jan Doorman Jodler
Cole Porter Anything goes
Winfried Radeke

Die Bundestagsdebatte:
1. Ouvertüre
Dem Deutschen Volke
2. Intermezzo
Lobby, Eröffnung, Gedenkminute
3. Polonaise
Ein Abgeordneter der CDU
4. Tango
Ein Abgeordneter der SPD
5. Rumba
Eine Abgeordnete der GRÜNEN
6. Walzer
Generalsekretär der F.D.P.
7. Foxtrott
Ein Zwischenruf der PDS
8. Intermezzo
165. Befragung des EX-Kanzler
9. Blues
Debatte zur Bildungsreform
10. Boogie-Woogie
zur Erhöhung der Diäten

Programmnotizen

Spontaneität und Spaß bilden das Leitmotiv der Konzerte der Fagöttinnen. Üblicherweise charakterisiert zudem ein "roter" Faden unsere Auftritte. Für dieses einmalige Berliner Konzert haben wir uns jedoch für den erweiterten "rot-grünen" Faden entschieden: Werke, die für uns geschrieben wurden, Stücke, die uns einfach Spaß machen, Musik, die wir unbedingt in Berlin spielen möchten. Und dann ergaben sich doch glatt noch völlig unbeabsichtigte politische Nebenwirkungen mit Winfried Radekes Schlußstück des Programms "Die Bundestagsdebatte".

Die Kompositionen Joseph Bodin de Boismortiers (1691-1755) waren im spätbarocken Paris ausgesprochen "en vogue". Boismortier bediente gern den Publikumsgeschmack, der vor allem "Leichtes" verlangte und scheint an der Veröffentlichung seiner Werke recht gut verdient zu haben. Zugleich war er jedoch auch ein erfindungsreicher, gegenüber Neuerungen aufgeschlossener Künstler, der als einer der ersten in Frankreich mit der neuen italienischen Konzertform mit der Satzfolge Schnell-Langsam-Schnell experimentierte. Er tat dies vor allem in den 1727 veröffentlichten "Sechs Konzerten für fünf Flöten ohne Bass op.15", von denen das Konzert in g-moll in einer Fassung für fünf Fagotte erklingt.

Vincent Schmelters (*1978) "Auferstehungsquartett" (1996) ist für die Osternacht geschrieben: "Musik zur Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus" und hat mit einer Gesamtspieldauer von mehr als 30 Minuten ein für Fagottquartett-Kompositionen ungewöhnliches Ausmaß. Auch die Behandlung der Instrumente ist ungewöhnlich: Wird gemeinhin oft die komische Seite des Fagottes herausgekehrt, entsteht hier ein fast Orgel-ähnlicher Gesamtklang, der sich erstaunlich gut für liturgische Zwecke eignet. Um zumindest einen Eindruck des Werkes geben zu können, das noch nicht im ursprünglich beabsichtigten Rahmen realisiert werden konnte, erklingt heute der Satz "Lobgesang" in deutscher Erstaufführung.

Georg Philipp Telemann (1681-1767) war ein Komponist von schier unglaublicher Produktivität (u.a. über 1000 Orchestersuiten und allein 45 Opern!) und wurde (nicht nur) zu seiner Zeit hoch geschätzt. Er war der Herausgeber der ersten Musikzeitschrift ("Der getreue Musickmeister") und komponierte natürlich auch unzählige Kammermusikwerke. Die Sonate in f-moll stammt aus einer Sammlung von sechs streng im Kanon komponierten Sonaten, die in dieser Form einmalig sind und Telemanns Erfindungsreichtum zeigen.

Die "Lieder ohne Worte" von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) trafen bei ihrem Erscheinen so sehr den Nerv ihrer Zeit, dass sich Mendelssohn genötigt sah, immer weitere Bände zu komponieren. Indiz für die Beliebtheit dieser Stücke, laut Mendelssohn "nur für Damen" geeignet, ist neben der hohen Auflage die Vielzahl der Arrangements, die schon zu Lebzeiten Mendelssohns veröffentlicht wurden. Das hier in der Bearbeitung für Fagottquartett von Jens Luckwaldt vorgestellte "Lied" stammt aus dem achten und letzten Band.

Felix Treiber (*1960) beweist in seinen "4 Bagatellen für 4 Fagotte und Kontrafagott", die hier zur Uraufführung gelangen, dass zeitgenössische "Ernste Musik" durchaus nicht immer unverständlich und trocken sein muss. Kenntnisreich nutzt er alle klanglichen Register des Fagottes und entwirft 4 Studien unterschiedlichen Charakters: von farbenreichen Klangschichtungen bis zu expressiver Klage, von grotesken Sprüngen bis zum virtuosen "Perpetuum mobile".

"Geboren in kriegerischer Zeit - vielleicht zählt Wagner deshalb immer noch nicht zu meinen Lieblingskomponisten" beginnt die Vita von Alfred Bürkner. Und zu seinen 1993 für die FAGÖTTINNEN komponierten "3 Versuchen zur tieferen Beweglichkeit" schreibt er: "Warum nun ein Opus für vier Fagotte bzw. FAGÖTTINNEN? Vier Fagotte klingen einfach besser als eines, und mit einem Quartett kann man auf einen Schlag vier Musikerinnen - unter ihnen meine ehemalige Lehrerin - ins Schwitzen bringen! Und da sie mir auch noch das Kontrafagott nahebrachte, darf das in den "Versuchen" seine oft unterschätzte Melodienseligkeit und fundamentalen Geschwindigkeitsqualitäten besonders herausstellen.

Auf dem Deckblatt der Noten steht: Berliner Luft - Marsch von Paul Lincke, für 3 der göttlichen 5 FaGöttinnen arrangiert (und denen zugeeignet) von Winfried Radeke. 8./9.8.96 (eine 1/2 Flasche hat gereicht). Was herauskommt, wenn sich angeregt durch eine halbe Flasche guten Weines die Inspirationen eines Marsches mit den Erinnerungen an fagöttliches Verhalten mischen, kann man in diesem Stücke hören und riechen.

Der "Jodler" war ursprünglich ein Verlobungsgeschenk des Klarinettisten Jan Doormann für Martina und Oliver Jueterbock. Den Part von Martinas (mittlerweile) Ehemann Oliver übernimmt für dieses Konzert Swaantje Paetzolt. Zusammen führen die beiden vor, was herauskommt, wenn sich ein Berliner alpenländischen Brauchtums annimmt ...

Cole Porters (1891-1964) Song "Anything goes" aus dem gleichnamigen Broadway-Erfolg von 1934 führt vor, wie der musikalisch fundiert ausgebildete Porter den American Popular Song handhabte. In den verschiedenen chorus-Wiederholungen sind Wortspielereien typisch, gerade auch für Porter, der seine lyrics selbst verfasste. Dass der Text in der Realisation mit Fagott-Quartett wegfällt, ist für den bewährten Arrangeur Jens Luckwaldt eine Herausforderung, der er sich auf eigene Weise stellt: Anything goes ...

Die Uraufführung der "Bundestagsdebatte", komponiert von Winfried Radeke, bildet den krönenden Abschluss unseres Berliner Konzertprogramms und schlägt den Bogen vom ersten Auftritt der FAGÖTTINNEN, von einer Zeit, als auf dem Potsdamer Platz noch Gras wuchs und eine rotgrüne Koalition noch undenkbar war, zum heutigen Konzert in der noch jungen Bundeshauptstadt. In der "Tanzsuite im alten Stile" entdeckt man unschwer genau beobachtete Details: Plaudereien in der Lobby, Ansprachen, Zwischenrufe und hitzige Diskussionen bis hin zu allgemeiner Einigkeit im "Boogie-Woogie zur Erhöhung der Diäten". Bleibt nur noch festzuhalten, dass die Fagöttinnen im "wahren Leben" nicht unbedingt der dargestellten Partei anhängen ...

in jedem Fall wünschen DIE FAGÖTTINNEN: VIEL SPASS!

Wenn Sie nun neugierig geworden sind, wie denn DIE FAGÖTTINNEN klingen, so klicken Sie einfach auf Musik oder bestellen eine Demo-CD.